Welchen Illusionen können Piloten beim Fliegen begegnen?
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Welchen Illusionen können Piloten beim Fliegen begegnen?

Apr 06, 2024

Als Pilot ist es sehr wichtig, mögliche Illusionen zumindest auf einer grundlegenden Ebene zu verstehen.

Menschen sind von Natur aus Landlebewesen. Das bedeutet, dass einige unserer Organe falsche Informationen liefern können, wenn wir versuchen, etwas Unnatürliches zu tun, wie zum Beispiel zu fliegen, was zu Illusionen führt.

Als Pilot ist es sehr wichtig, mögliche Illusionen zumindest auf einer grundlegenden Ebene zu verstehen. Dies liegt daran, dass eine Nichtbeachtung dieser Werte zu einem unerwünschten Zustand des Flugzeugs führen könnte.

Wenn Sie jemanden fragen, was die Ohren tun, wird er Ihnen sagen, dass sie zum Hören da sind. Das ist wahr. Die Ohren haben jedoch noch eine weitere entscheidende Funktion: Sie helfen, das Gleichgewicht zu halten, indem sie Richtung und Beschleunigung wahrnehmen.

Im Innenohr befinden sich das sogenannte Vestibül und halbkreisförmige Kanäle. Zusammen bilden sie den Vestibularapparat.

Das Vestibül besteht aus Utriculus und Sacculus, die lineare Beschleunigungen erfassen. Im Utrikel und Sacculus befinden sich Strukturen, die als Makula bekannt sind und aus kleinen steinartigen Partikeln, sogenannten Otolithen, bestehen, die in einer gelartigen Flüssigkeit eingebettet sind. Diese Flüssigkeit enthält auch sensorische Haarzellen.

Wenn eine Beschleunigung in der vertikalen oder horizontalen Ebene festgestellt wird, ziehen die Otolithen die Flüssigkeit an, was wiederum dazu führt, dass sich die Haarzellen bewegen. Durch diese Bewegung der Haarzellen kommt es zu einer Erregung der sensorischen Nervenfasern, die dem Gehirn die Information übermitteln, dass es zu einer Beschleunigung kommt. Die Aufgabe des Vestibüls besteht darin, sicherzustellen, dass der Mensch weiß, was in Bezug auf die Bewegung richtig oder falsch ist. Wenn Sie beispielsweise Ihren Kopf nach oben neigen, werden Ihnen Ihre Empfindungen sagen, dass dies nicht die normale Position des Kopfes ist und umgekehrt.

Beim Fliegen kann dies zu einer sogenannten Illusion führenSomatogravische Illusion. Dies geschieht, wenn der Pilot beim Start, beim Rundflug oder im normalen Steigflug die Motorleistung oder den Schub erhöht. Wenn Schub hinzugefügt wird, kommt es zu einer Beschleunigung, die von den Otolithen erfasst wird und die Haarzellen in Bewegung versetzt. Wenn dies geschieht, geht das Gehirn davon aus, dass der Kopf nach hinten geneigt ist, was zu einem Gefühl des Steigens führt. Ähnliches passiert bei einer Verzögerung. Die Haarzellen bewegen sich in die entgegengesetzte Richtung und geben dem Piloten das Gefühl, zu sinken.

Dies ist besonders gefährlich bei einem Flugzeug mit leistungsstarken Triebwerken, wenn beispielsweise beim Durchstarten Leistung hinzugefügt wird. Bei einem Durchstarten werden die Triebwerke auf ihr Maximum gebracht, was den falschen Eindruck eines Steigflugs vermittelt, obwohl das Flugzeug die Höhe beibehält.

Vor einigen Jahren kam es zu einem Absturz einer Boeing 767 der Atlas Air. Das Flugzeug befand sich im Anflug auf den George Bush Intercontinental Airport in Houston. Während das Flugzeug für die Landung konfiguriert wurde, stellte der Pilot Flying (PF), in diesem Fall der Erste Offizier, versehentlich den Gashebel auf Maximal- oder Durchstartschub. Dadurch wurde der Sinkflug gestoppt und das Flugzeug ging in eine nahezu horizontale Fluglage über. Der Erste Offizier empfand die plötzliche Beschleunigung des Flugzeugs als Steigflug und verlor die Orientierung, was das Flugzeug auf einen steilen Sinkflug brachte und zum Absturz des Flugzeugs führte.

Der andere Teil des Vestibularapparates ist der Bogengang. Die halbkreisförmigen Kanäle erfassen Rechts- oder Linksbewegungen oder Winkelbeschleunigungen. In den halbkreisförmigen Kanälen befinden sich die Ampullen, die die sogenannte Cupula beherbergen. Die Ampulle ist ebenfalls mit einer Flüssigkeit namens Endolymphe gefüllt und besteht aus sensorischen Haarstrukturen wie der Makula. Wenn sich der Kopf nach links oder rechts bewegt, beugt sich die Kuppel in die Richtung, in die sich die Haarzellen bewegen, wodurch das Gehirn erkennt, dass eine Kopfbewegung vorliegt.

Beim Fliegen eines Flugzeugs können die halbkreisförmigen Kanäle eine sogenannte Illusion hervorrufenSomatogyrale Illusion.So funktioniert es.

Wenn ein Pilot das Flugzeug in eine längere Kurve oder in eine Schräglage bringt, bewegen sich die Haarzellen zunächst in die Richtung der Kurve und geben so ein korrektes Gefühl für die Kurve. Die lange Drehung kann jedoch irgendwann dazu führen, dass die Haarzellen in ihre normale aufrechte Position zurückkehren, was dem Piloten das Gefühl gibt, dass das Flugzeug gerade und gerade fliegt. Wenn der Pilot das Flugzeug aus der Rolle nimmt und es in einen geraden und horizontalen Flug versetzt, bewegen sich die Haarzellen in die entgegengesetzte Richtung und geben ihm/ihr das Gefühl einer entgegengesetzten Bank oder einer Kurve.

Reagiert der Pilot auf diese Sinnestäuschung, indem er eine Gegenkurve angibt, um wieder gerade auszurichten und den Flug auszurichten, geht das Flugzeug in einen Spiralsturz in die vorherige Drehrichtung über. Dies wird als Friedhofsspirale bezeichnet, und wenn es nicht gelingt, sie zu korrigieren, wird dies mit Sicherheit zu einem Absturz führen.

Der Flugzeugabsturz von John F. Kennedy Jr. im Jahr 1999 ist ein berühmtes Beispiel für somatogyrale Illusion.

Unter instrumentellen meteorologischen Bedingungen (IMC), das heißt ohne visuelle Hinweise, auf die man sich beziehen kann, ist es für einen normalen Menschen fast unmöglich, diese Illusionen zu verhindern. Um im IMC fliegen zu können, müssen Piloten daher über eine Instrumentenflugberechtigung verfügen. Sie müssen geschult und auf ihre Instrumentenflugfähigkeiten überprüft werden.

Die Instrumente von Flugzeugen haben keine Empfindungen und sind immer richtig (sofern keine mechanischen Fehler vorliegen). Im Laufe der Jahre ereigneten sich viele Unfälle, weil Piloten ohne Instrumentenflug in das IMC flogen und die Orientierung verloren.

Wenn Sie bei Nachtflügen auf eine stille Lichtquelle mit kaum oder gar keinen anderen visuellen Referenzen blicken, kann es so aussehen, als ob sich das Licht bewegt. Dies wird als Autokinese bezeichnet. Daher kann ein Pilot annehmen, dass es sich bei einem einzelnen Stern am Himmel um ein sich bewegendes Objekt oder ein Flugzeug handelt. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, bei Nachtflügen nicht über längere Zeit in einzelne Lichtquellen zu blicken.

Beim Anflug zur Landung ohne Instrumente oder andere Anleitung verlassen sich Piloten auf die visuelle Beurteilung des Gleitpfads. Allerdings können visuelle Urteile Illusionen hervorrufen.

Ansteigende Start- und Landebahnen können den Piloten die Illusion vermitteln, dass der Anflugwinkel hoch ist, und er/sie senkt möglicherweise die Nase, um den richtigen Winkel zu erreichen, was zu einem niedrigen Anflug und dem Risiko einer Unterschreitung der Landebahn führt. Eine abfallende Landebahn hingegen lässt den Piloten glauben, dass er oder sie tiefer als der optimale Gleitflug ist. Die normale Reaktion des Piloten besteht in diesem Fall darin, zu steigen, was das Flugzeug in einen überdurchschnittlich hohen Anflug versetzt.

Auch die Breite der Landebahn kann dazu führen, dass die Piloten ihr Gleiten beim Landeanflug falsch einschätzen. Wenn ein Pilot es gewohnt ist, auf breiteren Landebahnen zu landen, kann es sein, dass er sich beim Anflug auf eine schmalere Landebahn berauscht fühlt. Und wenn er/sie es gewohnt ist, auf schmaleren Landebahnen zu landen, kann es sein, dass er/sie sich auf einer breiteren Landebahn schlecht fühlt.

Bei Nachtanflügen und starkem Regen können Wassertropfen auf der Windschutzscheibe dazu führen, dass die Landebahnbefeuerung aufleuchtet und der Eindruck entsteht, die Landebahn sei näher als sie ist. Dadurch hat der Pilot das Gefühl, dass sich das Flugzeug schneller als erwartet der Landebahn nähert, und kann daher dazu neigen, einen flacheren Anflug zu machen.

Nebel, Dunst und Dunst können ebenfalls zu Sinnestäuschungen führen, da sie Objekte, Gelände, Lichter usw. verdecken können. Dies kann beim Piloten den Eindruck erwecken, dass Dinge wie die Landebahn weiter entfernt sind als sie sind.

Journalist – Anas ist Pilot eines Airbus A320 und verfügt über mehr als 4.000 Stunden Flugerfahrung. Er freut sich, seine Betriebs- und Sicherheitserfahrung als Mitglied des Autorenteams in Simple Flying einbringen zu können. Sitz auf den Malediven.

Somatogravische Illusion.Somatogyrale Illusion.